Stundenuhr des Leidens


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21. Stunde von 13 bis 14 Uhr

Zweite Stunde des Todeskampfs Jesu


Zweites Wort:
„Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.”

Mein am Kreuz angenagelter Heiland! Während ich mit dir bete, hält die hinreißende Macht deiner Liebe und deiner Leiden meinen Blick auf dich gerichtet. Aber mir möchte das Herz brechen, wenn ich dich so sehr leiden sehe. Du verschmachtest vor Liebe und Schmerz. Die Flammen, die in deinem Herzen brennen, schlagen so hoch empor, dass sie nahe daran sind, dein Herz in Asche zu legen. Deine in Schranken gehaltene Liebe ist stärker als selbst der Tod. Du möchtest ihr einen Ausweg geben, schaust den Schächer zu deiner Rechten an und entreißt ihn der Hölle. Deine Gnade rührt an sein Herz. Er wird vollständig umgewandelt, erkennt und bekennt dich als Gott und ruft in aufrichtiger Reue über sein Sündenleben aus:

„Herr, gedenke meiner, wenn du in dein Reich kommst!”

Und du zögerst nicht, ihm Antwort zu geben:

„Wahrlich, ich sage dir, heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.”

Damit hast du den ersten Triumph deiner Liebe erlangt. Ich sehe aber auch, dass deine Liebe nicht allein dem Schächer, sondern auch unzähligen Sterbenden das Herz bezwingt. Ach, du stellst ja dein Blut zu ihrer Verfügung, deine Liebe, deine Verdienste und wendest alle Kunstgriffe an, die Gott zur Verfügung stehen, ihre Herzen zu rühren und für dich zu gewinnen. Aber selbst in diesem Augenblick wird deine Liebe durchkreuzt. Wie viele Sterbende weisen sie zurück, misstrauen dir und verzweifeln! Dein Schmerz darüber ist so groß, dass du dich von neuem in Schmerzen hüllst.

Ich möchte, mein Jesus, für jene sühnen, die im Augenblick des Todes an deiner Barmherzigkeit verzweifeln. Meine süße Liebe, flöße allen Menschen, besonders jenen, die sich im Todeskampf befinden, Zuversicht und Vertrauen zu dir ein. Kraft der Verheißung, die du dem Schächer gegeben hast, gewähre ihnen Licht, Stärke und Beistand, um heilig sterben und von dieser Erde zum Himmel fliegen zu können. Schließe alle Seelen in deinem heiligsten Leib, in deinem Blut und in deinen Wunden ein. Lass um der Verdienste deines kostbaren Blutes willen nicht zu, dass auch nur eine einzige Seele verloren gehe. Die Stimme deines Blutes gebe auch jetzt noch allen Seelen die tröstliche Verheißung: „Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.”

 

Drittes Wort:
„Mutter, siehe da, dein Sohn!”
„Siehe da, deine Mutter!”

Mein gekreuzigter Heiland! Deine Leiden nehmen immer mehr zu. Auf dem Kreuz bist du wirklich der König der Schmerzen. Unter allen deinen Qualen entgeht dir keine Seele, jeder einzelnen schenkst du dein eigenes Leben. Deine Liebe sieht sich jedoch von den Geschöpfen verachtet. Da sie keinen Ausweg finden kann, wird sie nur umso heftiger und lässt dich unsägliche Qualen ausstehen. In dieser Pein sucht sie zu ergründen, was sonst noch möglich wäre, den Menschen zu besiegen, und sie lässt dich sprechen:

„Siehe, meine Seele, wie sehr ich dich geliebt habe. Willst du kein Mitleid mit dir selbst haben, so habe wenigstens Mitleid mit meiner Liebe!” 

Unterdessen wendest du, da du den Seelen nichts mehr zu geben hast, den matten Blick deiner Mutter zu. Deine Leiden martern auch sie zu Tode, kreuzigen auch sie. Mutter und Sohn verstehen sich, und es ist ein Trost für dich und eine Genugtuung, dass du der armen Menschheit deine treue Mutter schenken kannst. In Johannes erblickst du das ganze Menschengeschlecht. Mit einer Stimme, die so zärtlich ist, dass alle Menschenherzen gerührt werden könnten, sprichst du:

„Mutter, siehe da, dein Sohn!”

und zu Johannes:

„Siehe da, deine Mutter!”

Deine Stimme dringt ein in das Mutterherz, und vereint mit der Stimme deines Blutes fährt sie fort:

„Meine Mutter, dir vertraue ich alle meine Kinder an. Alle Liebe, die du für mich empfindest, empfinde für sie. Alle deine Bemühungen und alle deine mütterlichen Zärtlichkeiten wende meinen Kindern zu; du sollst sie mir alle retten.”

Deine Mutter nimmt den Vorschlag an. Jetzt sind aber deine Leiden so heftig, dass du dich von neuem in Stillschweigen zurückziehst.

Ich möchte, mein Jesus, alle Beleidigungen und Lästerungen sühnen, die der seligsten Jungfrau zugefügt werden, sowie die Undankbarkeit so vieler Menschen, die nicht die Wohltaten anerkennen wollen, welche du uns allen erwiesen hast, indem du uns Maria zur Mutter gabst.

Wie können wir uns dir dankbar erzeigen für eine solche Wohltat? Dadurch, dass wir, mein Jesus, auf dich selbst zurückkommen und dein Blut, deine Wunden und die unendliche Liebe deines Herzens dir als Opfer darbringen. O heiligste Jungfrau, wie bist ergriffen, da du die Stimme deines guten Jesus vernimmst, der dich uns allen als Mutter hinterlässt!

Wir danken dir dafür, gebenedeite Jungfrau. Um zu danken, wie es sich gebührt, opfern wir dir die Danksagungen deines Sohnes selbst auf. O Maria, sei du unsere Mutter, trage Sorge für uns und lass nicht zu, dass wir dich auch nur im geringsten beleidigen. Halte uns immer am Herzen Jesu. Mit deinen heiligen Händen verknüpfe uns alle so fest mit ihm, dass wir ihm nie mehr entfliehen können. Mit deinen eigenen Akten möchte ich die Beleidigungen sühnen, die deinem Jesus in dir, süße Mutter, zugefügt werden.

Jesus, während du in ein Meer von Leiden versenkt bist, nimmst du dich umso mehr der Rettung der Seelen an. Ich aber werde mich nicht gleichgültig verhalten, vielmehr wie eine Taube meinen Flug zu deinen Wunden nehmen, sie küssen, ihren Schmerz zu lindern suchen und in deinem Blute untertauchen, um mit dir ausrufen zu können: „Seelen, Seelen!” Ich will dein von Dornenstichen verwundetes und von Schmerzen gepeinigtes Haupt aufrecht halten, um dir Sühne zu leisten und Barmherzigkeit, Liebe und Verzeihung für alle zu erflehen.[1]

Regiere in meinem Geist, o Jesus! Heile ihn von allen Verirrungen kraft der Dornen, die in dein Haupt eindringen, und lass nicht zu, dass ich je irre gehe. 

Ihr Augen meines höchsten Gutes, wenn auch mit Blut gefüllt, so schaut mich an, mein Elend, meine Schwäche, schaut mein armes Herz und bewirkt, dass ich die wunderbaren Wirkungen eures heiligen Blicks erfahren möge.

Ihr Ohren meines Jesus, wenn auch betäubt durch die Beschimpfungen und Lästerungen der Gottlosen, o schenkt mir Gehör! Hört meine Gebete an und missachtet nicht meine Sühneleistungen. Höre, o Jesus, den Schrei meines Herzens. Es wird sich beruhigen, wenn du es erfüllt hast mit deiner Liebe.

O Antlitz des schönsten der Menschenkinder! Zeige dich mir und lass mich dich schauen, dass ich mein armes Herz von allem und allen losschälen könne. Deine Schönheit bezaubert mich und reißt mich beständig zu dir hin.

Süßester Mund meines Jesus, sprich zu mir! Deine Stimme ertöne unablässig in mir. Die Macht deines Wortes zerstöre alles, was nicht der Wille Gottes, was nicht Liebe ist.

Jesus, breite deine Arme aus, mich zu umfangen. Reich mir auch deine Arme, mich aufzunehmen. Lass diese Umarmung so innig sein, dass keine menschliche Macht mich von dir losreißen könne.

Ihr heiligen Schultern meines Jesus, immer stark und standhaft im Leiden aus Liebe zu mir, verleiht mir Stärke, Standhaftigkeit und Heldenmut im Leiden aus Liebe zu ihm. Jesus, lass nicht zu, dass ich unbeständig in der Liebe sei, lass mich vielmehr teilhaben an deiner Unwandelbarkeit. 

Brust meines Jesus, von Flammen der Liebe entzündet, gib mir deine Flammen. Du kannst sie nicht mehr zurückhalten, und mein Herz sucht sie mit Sehnsucht, müsste ich mir auch einen Weg durch dein Blut und deine Wunden bahnen. Es sind die Flammen deiner Liebe, die dich am meisten schmerzen. Jesus, mein höchstes Gut, gib auch mir Anteil daran. Bewegt dich eine Seele zum Mitleid, die so kalt und so arm an Liebe ist wie die meinige? 

Hände meines Jesus, die ihr Himmel und Erde erschaffen habt, nun könnt ihr euch nicht mehr bewegen. Mein Jesus, setze deine Schöpfung fort, bewirke die Schöpfung der Liebe. Erschaffe in meinem ganzen Wesen ein neues, ein göttliches Leben. Sprich ein Schöpfungswort über mein armes Herz und gestalte es ganz in das deinige um.

Ihr heiligen Füße meines Jesus, lasst mich nie allein. Macht doch, dass ich immer mit euch wandle und mich mit keinem Schritt von euch entferne. Jesus, mit meiner Liebe und meinen Sühneakten möchte ich dich erquicken für alles, was du an deinen durchbohrten Füßen leidest.

Mein gekreuzigter Heiland! Ich bete dein kostbares Blut an, küsse eine Wunde nach der andern und möchte in ihnen meine ganze Liebe, meine Anbetung, meine ernstgemeinten Sühneleistungen versenken. Dein Blut sei für alle Seelen Licht in der Finsternis, Stärke im Leiden, Kraft in der Schwäche, Verzeihung in den Versuchungen, Verteidigung in den Gefahren, Beistand im Tode und die Flügel, welche die Seelen von dieser Erde zum Himmel tragen.

Jesus, ich komme zu dir, um in deinem Herzen meine Wohnung zu bauen. Aus dem Inneren deines Herzens, meine süße Liebe, werde ich alle zu dir rufen, und wenn einer dir nahe kommen möchte, um dich zu beleidigen, so werde ich mich entgegenstellen und nicht zugeben, dass er dich verwunde. Vielmehr werde ich ihn in deinem Herzen einschließen, ihm von deiner Liebe sprechen und seine Beleidigungen in Liebe verwandeln.

Jesus, lass nicht zu, dass ich je aus deinem Herzen heraustrete. Nähre mich mit deinen Flammen, gib mir Leben von deinem Leben, damit ich dich so liebe, wie du wünschst geliebt zu werden.

 

Viertes Wort:
„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”

Leidender Heiland! Während ich, an dein Herz geschmiegt, mich damit abgebe, deine Schmerzen zu betrachten, nehme ich wahr, dass krampfhaftes Zittern deine Menschheit befällt. Alle deine Glieder sind in Aufruhr, als ob eines sich vom andern lösen wollte. In den durch die entsetzlichen Zuckungen hervorgerufenen Qualen rufst du mit lauter Stimme:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”

Bei diesem Ruf erbeben alle, die Finsternisse werden dichter, deine vom Schmerz versteinerte Mutter erbleicht und ist nahe daran, in Ohnmacht zu fallen. Mein Leben, mein Alles, mein Jesus, was sehe ich? Ach, du bist dem Tode nahe. O wenn dich doch die Leiden, die so treu bei dir ausharren, wenigstens jetzt verließen! Selbst nach so großen Qualen schaust du mit unermesslichem Schmerz jene Seelen, die dir noch nicht gänzlich einverleibt sind,[2]  schaust auch jene zahlreichen, die verloren gehen, empfindest schmerzlich die Trennung von jenen, die sich von dir lossagen. Du, der du der göttlichen Gerechtigkeit Genugtuung leisten musst, empfindest die Todesangst eines jeden, sogar die Peinen, die sie in der Hölle zu leiden haben, und rufst mit starker Stimme allen zu:

„O verlasst mich nicht! Wollt ihr noch mehr Leiden, wohlan, ich bin dazu bereit, aber trennt euch nicht von meiner Menschheit. Denn diese Trennung ist für mich der Schmerz der Schmerzen, der Tod über jeden Tod. Alles übrige werde ich für nichts erachten, hätte ich nicht eure qualvolle Trennung zu erdulden. O habt Mitleid mit meinem Blut, mit meinen Wunden und mit meinem Tod. Unaufhörlich lasse ich eure Herzen den Ruf vernehmen: O verlasst mich nicht!”

Meine Liebe, wie leide ich mit dir! Du ringst mit dem Tode, das Haupt sinkt auf deine Brust, das Leben will dich verlassen.

Meine Liebe, auch ich fühle mich dem Tode nahe und möchte mit dir ausrufen: „Seelen, Seelen!” Von diesem Kreuz, von diesen deinen Wunden werde ich nicht weggehen, weil ich Seelen von dir erbitten will. Wofern du willst, steige ich in die Herzen aller Menschen hinab und umgebe sie mit deinen Leiden, damit sie dir nicht entrinnen. Wenn es möglich wäre, würde ich mich an die Eingangspforte der Hölle stellen, um jene Seelen zum Rückzug zu zwingen, die für sie bestimmt sind, und sie zu deinem Herzen führen.

Mein Jesus, du schweigst, und ich beweine deinen nahen Tod. O wie habe ich Mitleid mit dir! Ich drücke dein Herz fest an das meinige und erweise ihm alle Zärtlichkeiten, deren ich fähig bin. Um dir einen deinen Leiden entsprechenden Trost zu spenden, möchte ich eine göttliche Zärtlichkeit haben und mit ihr all meine Teilnahme bezeigen, möchte mein Herz in einen Strom von Wonne verwandeln, um diese in dein Herz zu gießen und dir die Bitterkeit zu versüßen, die du angesichts des Untergangs so vieler Seelen empfindest. Zu schmerzvoll klingt dein Schrei, weil dich der Vater verlassen hat, aber noch schmerzvoller ist für dich der Untergang der Seelen, die sich von dir entfernen. Er ist es, der deinem Herzen so bittere Klage entlockt. O Jesus! Vermehre in allen die Gnade, dass keine Seele verloren gehe. Meine Sühne soll jenen, die sich ins Verderben stürzen würden, so zum Nutzen gereichen, dass sie nicht verworfen werden.

Ich bitte dich auch, mein Jesus, um deiner äußersten Verlassenheit willen, den dich liebenden Seelen Beistand zu leisten, denen du dich zu entziehen scheinst, um sie zu Gefährten deiner Verlassenheit zu haben. Mögen die Leiden dieser Seelen gleich Stimmen sein, welche die Seelen in deine Nähe rufen, und dich so in deinem Schmerz aufrichten.

 

Erwägungen und praktische Übungen.

Jesus verzeiht dem guten Schächer mit solcher Liebe, dass er ihn sofort mit sich ins Paradies nimmt. Beten auch wir für jene Sterbenden, die des Gebets bedürfen, dass sich ihnen die Hölle verschließe und die Pforten des Himmels öffnen?

Jesu Leiden nehmen am Kreuz noch zu, aber er vergisst sich selbst und bittet immer für uns. Nichts behält er für sich, alles gibt er uns, sogar seine treue Mutter. Er macht aus ihr das kostbarste Geschenk, das sein Herz hatte. Schenken auch wir alles Jesus?

Bei allem, was wir tun: wenn wir beten, arbeiten oder sonstige Tätigkeit verrichten, legen wir stets die gute Meinung hinein, neue Liebe in uns aufzunehmen, [3] um dann alles Jesus wiedergeben zu können? Wir müssen, um geben zu können, die Liebe in uns aufnehmen. Was wir tun, soll das Gepräge des Wirkens Jesu tragen.

Wenn uns der Herr Eifer, Licht und Liebe verleiht, bedienen wir uns dieser geistlichen Güter zum Wohl anderer? Bestreben wir uns, die Seelen in dieses Licht, in diesen Eifer gleichsam einzuhüllen, um das Herz Jesu geneigt zu machen, sie zu bekehren? Oder behalten wir als Egoisten seine Gaben und Gnaden für uns?

Mein Jesus, auch der kleinste Funke von Liebe, den ich in meinem Herzen verspüre, möge zum Feuerbrand anwachsen, der alle Herzen der Menschenkinder verzehrt und sie verschließt in deinem Herzen.

Welchen Gebrauch machen wir von dem großen Geschenk, das Jesus uns mit seiner Mutter gegeben hat? Machen wir uns die Liebe, die Zärtlichkeiten Jesu, all das zu eigen, was Jesus hat, um seiner Mutter Freude zu bereiten? Können wir sagen, dass unsere himmlische Mutter an uns das Wohlgefallen finde, das sie an Jesus gefunden hat? Stehen wir ihr als treue Kinder stets zur Seite? Sind wir ihr gehorsam, ahmen wir ihre Tugenden nach? Sind wir auf jede Art und Weise bedacht, dass sie uns nicht aus dem Auge verliere, damit sie uns stets am Herzen Jesu sehe? Lenken wir auf alles, was wir tun, die Blicke unserer himmlischen Mutter, dass sie uns leite, um als wahre Kinder unter ihren gütigen Augen heilig handeln zu können? Bitten wir Jesus um die glühende Liebe, die er seiner Mutter entgegenbrachte, um ihr dasselbe Wohlgefallen bereiten zu können wie ihr Sohn? Um die Ehrfurcht, die er ihr erwies? Um seine Zärtlichkeit und jenes Zartgefühl, das uns die Liebe einflößt? Eignen wir uns doch alle jene Eigenschaften an und sprechen wir zur himmlischen Mutter:

„Wir haben Jesus in uns. Damit du zufrieden bist und in uns dasselbe findest wie in Jesus, schenken wir alles dir.[4] Außerdem, Mutter der schönen Liebe, möchten wir Jesus all das Wohlgefallen bereiten, das er an dir fand. So wollen wir eintreten in dein Herz, uns deine Liebe, deine treuen Dienste, alle deine Zärtlichkeit und mütterliche Fürsorge aneignen, um sie Jesus zu schenken.”

Lass, o Mutter, deine gütigen Hände süße Ketten sein, die uns an dich und an Jesus gefesselt halten.

Jesus schont sich in nichts. Weil er uns mit höchster Liebe liebt, möchte er uns alle retten und wenn möglich alle Menschen der Hölle entreißen, ja sogar alle Strafen für sie auf sich nehmen. Dessen ungeachtet muss er wahrnehmen, dass sich so viele Seelen gewaltsam seinen Armen entwinden. Da er seinen Schmerz nicht zurückhalten kann, ruft er aus:

„Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?”

Können auch wir sagen, dass unsere Liebe zu den Seelen der Liebe Jesu wenigstens ähnlich sei? Sind unsere Gebete, unsere Leiden, selbst die geringfügigsten Handlungen mit seinen Handlungen, Gebeten und Leiden vereinigt, um der Hölle Seelen zu entreißen? Und wie steht es mit unserer Teilnahme an diesen seinen unermesslichen Schmerzen? Wenn sich unser Leben verzehren könnte als beständiges Brandopfer, so wäre das auch noch keine hinreichende Teilnahme an seinem Schmerz. Die geringste Handlung, das geringste Leid, selbst ein Gedanke, vereint mit Jesus, kann dazu dienen, der Hölle Seelen zu entreißen. Mit Jesus vereint, haben wir sogar seine Allmacht in unseren Händen. Vereinigen wir aber unsere Handlungen nicht mit den seinigen, dann sind sie nicht imstande, auch nur eine einzige Seele vor der Hölle zu bewahren.

Meine Liebe und mein Alles! Halte mich immer fest an deinem Herzen, dass ich sofort wahrnehme, wenn ein Sünder dich in Betrübnis versetzt, indem er sich von dir losreißt, und dass ich dann auch unverzüglich tun kann, was ich muss.

Jesus, deine Liebe fessle mein Herz, damit es, glühend von deinem Feuer, die Liebe empfinden könne, die du selbst zu den Seelen hegst.

Habe ich Schmerzen, Leiden, Bitterkeiten zu erdulden, so entlade deine Gerechtigkeit über mir und verschaffe mir soviel Sühne, wie du willst. Aber, o Jesus, der Sünder sei gerettet. Meine Leiden seien das Band, das dich mit ihm verknüpft. Dann möge meine Seele die Tröstung haben, deine Gerechtigkeit befriedigt zu sehen.