Stundenuhr des Leidens


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Stunde von 1 bis 2 Uhr

Jesus auf dem Weg zum Hohenpriester Annas ist in den Bach Cedron gestoßen


Jesus, mein geliebtes Gut! Wie könnte ich mich dem Schlummer hingeben, wenn ich sehe, dass alle dich verlassen und fliehen! Unter den Jüngern sogar der feurige Petrus, der kurz zuvor erklärte, sein Leben für dich hingeben zu wollen, auch der Lieblingsjünger, den du beim Abendmahl mit so viel Liebe an deiner Brust ruhen ließest, alle verlassen dich und geben dich als Spielball deinen grausamen Feinden preis. Mein Jesus, nun bist du ganz allein! Deine reinsten Augen schauen umher, ob wenigstens einer deiner Begnadeten folge, um dir seine Liebe zu zeigen und dich zu verteidigen. Da du aber wahrnimmst, dass nicht ein einziger dir treu geblieben ist, blutet dein Herz. Die Verlassenheit vonseiten deiner Getreuen bereitet dir größeren Schmerz als die Misshandlungen vonseiten deiner Feinde. O lass mich mit dir dein Los beweinen! Es scheint mir, als wolle Jesus zu mir sprechen: „Kind, lass uns weinen über so viele mir geweihte Seelen, die sich nicht mehr um mich kümmern und mich allein lassen, wenn keine Prüfungen oder sonstiges Ungemach über sie kommen; über andere, furchtsame und feige Seelen, die mich aus Mangel an Mut und Vertrauen verlassen; über Unzählige, die in heiligen Dingen keinen Vorteil für sich finden und deswegen kein Interesse an mir haben; über so viele Priester, die predigen, Messe lesen, Beicht hören nur aus Gewinnsucht oder eitler Ruhmsucht. Sie lassen andere glauben, sie seien stets auf mich bedacht, ich jedoch bin meistens allein. Kind, wie hart ist eine solche Verlassenheit! Nicht allein meine Augen weinen Tränen, es blutet auch mein Herz. Ach, ich bitte dich, meinen herben Schmerz zu mildern, indem du mir versprichst, mich nie allein zu lassen.

Gewiss, mein Jesus, ich verspreche dir, dass ich gänzlich mit deinem göttlichen Willen eins werde, wenn du mir den Beistand deiner Gnade verleihst. Während du aber, mein Jesus, Klage führst, ersparen dir deine Feinde keine Beschimpfungen, die sie dir antun können. Festgebunden, dass du selbst keinen Schritt machen kannst, geben sie dir Fußtritte und schleppen dich über steinige und raue Wege. Du kannst keine Bewegung machen, ohne an Steinen anzustoßen oder dich zu verwunden. Aber während sie dich dahinschleppen, sehe ich, dass du Spuren deines kostbaren Blutes zurücklässt und Haare deines Hauptes, die sie dir ausraufen.   Mein Leben und mein Alles! Gestatte, dass ich sie sammle, um damit die Füße jener zu fesseln, die sich gerade der Nachtzeit bedienen, um dich desto schwerer zu beleidigen; die schlechte Gesellschaft aufsuchen, zweifelhaften Vergnügungen nachgehen und gottesräuberische Diebstähle ausführen. O mein Jesus, ich vereinige mich mit dir, um alle diese Vergehen zu sühnen. Nun, Jesus, sind wir am Bach Cedron angelangt. Deine Feinde schicken sich an, dich hineinzuwerfen. Sie lassen dich an einem Felsen dort mit solcher Wucht aufprallen, dass dir das Blut aus dem Mund quillt und du auf dem Felsen Spuren zurücklässt. [1]  Sodann ziehen dich deine Schergen in das trübe, schlammige Wasser, dass es dir in Mund und Ohren dringt. O meine unerreichbare Liebe! Du bist überströmt und eingetaucht in jene schmutzige, kalte und widerliche Flut. Damit zeigst du mir deutlich den beklagenswerten Zustand jener, die in eine schwere Sünde fallen. O wie ist ihre Seele mit Schmutz bedeckt, ein Gegenstand des Abscheus für Himmel und Erde. Sie ziehen sich die Blitzstrahlen der göttlichen Gerechtigkeit zu. O Leben meines Lebens, kann es eine größere Liebe geben als die deinige? Um den Sündern das besudelte Gewand der Sünde abzunehmen, lässt du zu, dass deine Feinde dich in diesen Bach stoßen. Alles leidest du gern, um die Sakrilegien und Kälte jener Seelen zu sühnen, die dich auf gottesräuberische Weise empfangen und zwingen, in ihre ruchlosen Herzen einzugehen, die dir zum Ekel sind. Jesus, du lässt die Wasser ganz und gar in dich eindringen, sodass die Schergen aus Furcht, du möchtest ersticken, dich aus dem Bach wieder herausziehen, um dich für größere Qualen aufzubewahren. Allein dein Anblick ist so entsetzlich, dass selbst diese Rohlinge Widerwillen empfinden, dich anzurühren.

Jesus, mein Herz möchte stillstehen, wenn ich dich sehe, durchnässt und von schmutzigem Wasser triefend. Du zitterst vor Kälte vom Kopf bis zu den Füßen, schaust umher, um mit den Augen zu sagen, was du nicht mit dem Munde sagen möchtest. Du suchst einen, der dich abtrocknet, dich vom Schmutz reinigt und erwärmt, aber vergebens. Niemand zeigt Mitleid mit dir. Die Schergen machen sich über dich lustig und verhöhnen dich, deine Jünger haben dich im Stich gelassen, deine Mutter weilt ferne, weil es so der Wille des Vaters ist. So komm in meine Arme, o Jesus! Mit meinen Tränen möchte ich dir ein Bad bereiten, dich waschen, reinigen und dein zerrauftes Haar wieder in Ordnung bringen. Meine Liebe, ich möchte dich in meinem Herzen bergen, dich wärmen mit dem Feuer meiner Liebe. Ich möchte den wohlriechenden Balsam meiner heiligen Begierden über dich ausgießen, alle dir zugefügten Unbilden sühnen und mein Leben mit dem deinigen hingeben, um alle Seelen zu retten. Mein Herz will ich dir als Zufluchtsstätte darbieten, um dich einigermaßen zu erquicken in den Leiden, die du bisher ertragen hast. Danach werden wir gemeinsam den Weg deiner Passion wieder aufnehmen.

 

Erwägungen und praktische Übungen.

In dieser Stunde gab sich Jesus der Willkür seiner Feinde preis. Sie gingen so weit, dass sie ihn in den Bach Cedron warfen. Aber Jesus schaute sie liebreich an und ertrug alle Unbilden aus Liebe zu ihnen.

Geben auch wir uns dem göttlichen Willen zur freien Verfügung hin? Wenn wir schwach sind und fallen, sind wir dann bereit, wie­der aufzustehen und uns in die Arme Gottes zu werfen? Der ge­quälte Jesus empfand im Bach Cedron Abscheu und Ekel. Hegen auch wir Abscheu vor dem geringsten Makel und dem Schatten der Sünde? Sind auch wir bereit, Jesus einen Zufluchtsort in un­serem Herzen zu gewähren, damit er den Widerwillen und Ab­scheu nicht empfinde, den andere Seelen ihm durch die Sünde be­reiten, und ihm Genugtuung zu leisten für den Abscheu, den wir ihm bereitet haben?

Mein leidvoller Jesus, schone mich in nichts. Mache doch, dass ich ein Gegenstand deiner göttlichen und liebevollen Absichten werden könne.