Stundenuhr des Leidens


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Stunde von 2 bis 3 Uhr

Jesus von Annas verhört, beschimpft und ins Angesicht geschlagen.


Jesus, mein göttlicher Wächter! Nun habe ich mich ein wenig dem Schlummer hingegeben. Da du jedoch nicht allein und ohne mich bleiben willst, hast du mich geweckt und lässt mich mit dir im Hause des Annas zusammen sein.[1] Er fragt dich nach deiner Lehre und deinen Jüngern. Und du, o Jesus, öffnest deinen heiligen Mund und sprichst mit würdevoller und klarer Stimme: „Ich habe öffentlich vor der Welt geredet, in der Synagoge und im Tempel gelehrt, ich habe nichts im Verborgenen geredet. Frage jene, die mich gehört haben. Die wissen, was ich gesagt habe.”

Bei diesem würdevollen Auftreten staunen die Ratsherren. Aber die Ruchlosigkeit eines Dieners, der sich Annas gefällig zeigen will, ist so groß, dass er sich dir nähert und dir mit eiserner Faust einen solchen Schlag ins Gesicht versetzt, dass du wankst und dein Angesicht anschwillt.

Nun begreife ich, mein süßes Leben, warum du mich geweckt hast. Du hattest recht. In der Tat, ich hätte dich gehalten, als du nahe daran warst umzufallen. Und deine Feinde brechen in teuflisches Gelächter aus und klatschen johlend in die Hände bei dieser ungerechten Handlungsweise. Doch ich stütze dich und erkläre mich bereit, mutig jedes Leid für dich zu ertragen. Ich bemitleide dich wegen dieser Beschimpfung. Im Verein mit dir möchte ich Sühne leisten für so viele furchtsame Seelen, die sich so leicht einschüchtern lassen; für jene, die aus Menschenfurcht nicht die Wahrheit sagen; für solche, die es an der schuldigen Hochachtung Priestern gegenüber fehlen lassen, und für so viele Fehler, die durch Murren begangen werden.

Nun sehe ich, mein betrübter Jesus, dass Annas dich zu Kaiphas schickt und deine Feinde dich die Treppe hinabstürzen. Und du, meine Liebe, sühnst durch diesen Fall für jene, die sich zur Nachtzeit in Sündenschuld stürzen, wobei die Dunkelheit ihnen günstig ist. Du berufst zum Licht des Glaubens die Irrlehrer und Ungläubigen. – Auch ich will meine Sühnewerke mit den deinen vereinigen. Bis du im Hause des Kaiphas ankommst, sollen meine Seufzer dich begleiten, um dich gegen deine Feinde zu verteidigen. Schlummere ich inzwischen wieder ein, dann stehe du Schildwache bei mir. Wecke mich, wenn deine Liebe dich antreibt, mich wieder zu dir zu rufen.

 

Erwägungen und praktische Übungen.

Jesus, dem Hohenpriester Annas vorgestellt, wird von ihm über seine Lehre und seine Jünger ausgefragt. Um den Vater zu verherrlichen gibt er Antwort über seine Lehre, aber nicht über seine Jünger, um nicht gegen die Liebe zu verstoßen.

Sind wir unerschrocken und mutig, wenn es sich darum handelt, den Herrn zu verherrlichen, oder lassen wir uns von der Menschenfurcht besiegen? Immer sollen wir die Wahrheit sagen, auch vor Personen von hohem Rang.

Suchen wir in unseren Reden immer die Ehre Gottes? Ertragen wir alles mit Geduld wie Jesus, um den Herrn zu verherrlichen? Vermeiden wir es, vom Nächsten schlimm zu sprechen, und entschuldigen wir ihn, wenn andere so über ihn reden?

Jesus bewacht unser Herz. Bewachen auch wir das Herz Jesu, auf dass ihm keine Beleidigung zuteil wird, die wir nicht sühnen? Bewachen wir uns selbst in allem so, dass jeder unserer Gedanken, jeder Blick, jedes Wort, jede Neigung, jede Begierde, jeder Schlag unseres Herzens ebenso viele Wächter um Jesus bildet, die sein Herz behüten und alle Beleidigungen von ihm abwehren? Beten wir darum zu Jesus, dass er über jede unserer Handlungen und über unser eigenes Herz wache.

Jede Handlung, die wir in Gott verrichten, ist eine göttliche Lebensquelle, die sich in uns erschließt. Da wir sehr beschränkt sind, Gott aber unermesslich ist, so können wir Gott nicht in einem einfachen Akt aufnehmen. Vervielfältigen wir also unsere Akte, soweit es möglich ist, um auf diese Weise unser Erkenntnis und Liebesvermögen zu erweitern.

Wenn Jesus uns ruft, sind wir sofort bereit, seinem Ruf zu entsprechen? Der Ruf Gottes kann in verschiedener Weise erfolgen: mittels Einsprechungen, durch das Lesen guter Bücher, durch gutes Beispiel. Er kann sich aber auch im Gefühl bemerkbar machen durch den Zug seiner Gnade. Mit gewaltiger Stimme aber spricht er zu uns durch Naturkatastrophen.

Mein süßer Jesus! Deine Stimme ertöne stets in meinem Herzen. All das, was mich innerlich und äußerlich umgibt, sei ein beständiger Zuruf, dich zu lieben. Der Wohllaut deiner göttlichen Stimme möge mich stets hindern, auf eine menschliche Stimme zu hören, die mich zerstreut und von dir ablenkt.