Stundenuhr des Leidens


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Stunde von 3 bis 4 Uhr

Jesus vor dem Gerichtshof des Kaiphas,
fälschlich angeklagt und des Todes schuldig erklärt


Vorbereitungsgebet für alle Leidensstunden

Betrübter und verlassener Jesus! Die schwache Natur fordert ihre Rechte. Aber selbst der Schlummer wird oft unterbrochen von den Aufschwüngen der Liebe und den Ausbrüchen des Schmerzes in deinem göttlichen Herzen. [1]  Zwischen Wachen und Schlafen fühle ich die Stöße, die dir deine Feinde geben. Mein Jesus, du bist von allen verlassen. Ist denn keiner, der deine Verteidigung übernimmt? Ich opfere mein Leben auf, dir einen Halt zu bieten, wenn sie dich hin und herstoßen. Jetzt vernehme ich ein Ohren betäubendes Geschrei von Leuten, die zusammenlaufen, höhnen und schmähen. Meine Liebe, warum sind sie alle gegen dich? Was hast du getan, dass sie dich wie heißhungrige Wölfe zerfleischen möchten? Mir erstarrt das Blut in den Adern, wenn ich sehe, was deine Feinde vorhaben. Ich erzittere und bin traurig, weil ich nicht weiß, wie ich dich verteidigen soll.

Es kommt mir vor, als wolltest du zu mir sagen: „Mein Kind, ich habe noch nicht alles vollbracht. Heldenhafte Liebe bringt jedes Opfer. Die Liebe ist von unschätzbarem Wert, wir stehen erst am Anfang. Du bist in meinem Herzen. Gib acht auf alles, liebe mich, schweige und lerne. Dein von Mitleid erstarrtes Blut schenke mir, um meinem Blut Erquickung zu geben, das brennend wie Feuer ist. Eins mit mir, wirst du stark und in Liebe entzündet, um an meinem Leiden teilzunehmen. Das wird die beste Verteidigung sein, die du für mich übernehmen kannst. Sei getreu und auf alles bedacht“.

Meine süße Liebe! Deine Feinde werden immer gewalttätiger. Ich höre das Klirren der Ketten, mit denen man dich so fest gebunden hat. Aus deinen Handgelenken rinnt frisches Blut, das deinen Weg bezeichnet.

Nun kommst du bei Kaiphas an. Voll Sanftmut, Bescheidenheit und Demut stehst du da. Deine Sanftmut und Geduld flößen selbst deinen Feinden Ehrfurcht ein. Doch Kaiphas, der in Wut gerät, scheint dich in Stücke reißen zu wollen. Welch ein Gegensatz zwischen Unschuld und Sünde!

Meine Liebe, du erscheinst vor Kaiphas als der Schuldbeladenste, der verurteilt werden soll. Schon fragt er die Zeugen nach deinen Vergehen. Er hätte besser getan, deine Liebe zu befragen. Der eine klagt dich über diese, der andere über jene Sache an. Aber sie reden Albernheiten und widersprechen sich. Während sie ihre Anklagen erheben, ziehen dich die Soldaten an den Haaren, schlagen dir ins Angesicht, so grausam, dass es im Gerichtssaal widerhallt, misshandeln dich, geben die Stöße,[2] und du leidest schweigend. Wenn du deine Feinde anschaust, strahlt das Licht deiner Augen in ihre Herzen, und da sie diesem Blick nicht widerstehen können, lassen sie von dir ab.

Nun treten andere an ihre Stelle, um dich zu verspotten. Dein Herz pocht so stark, als wollte es von Schmerz zerspringen. Du erträgst jedoch alle Misshandlungen deiner Feinde mit Liebe, ja, wartest darauf und opferst sie auf für unser Heil. So sühnt dein Herz mit seiner unentwegten Ruhe die Verleumdungen, den Hass, die falschen Zeugnisse und all das Übel, das man Unschuldigen mit Vorbedacht zufügt; es sühnt auch für jene, die sich vergehen, angestachelt von Höhergestellten, und sühnt die Beleidigungen der dir geweihten Seelen.

Während ich mit dir dieselben Sühneakte vornehme, bemerke ich, wie ein neuer Schmerz dein zart fühlendes Herz betrübt, ein Schmerz, wie du ihn bisher nicht erfahren hast. Sag mir doch, mein Jesus, warum dieser Schmerz? Lass mich an allem, was dich bedrückt, teilnehmen. Und Jesus spricht: „Mein Kind, willst du es wissen? Ich höre die Stimme des Petrus, der sagt, er kenne mich nicht. Er schwört, schwört falsch und sagt sich los von mir. Wie, Petrus, du kennst mich nicht? Denkst du nicht daran, wie viel Gutes ich dir erwiesen habe? Wenn die andern mich sterben lassen an äußeren Qualen, lässt du mich sterben an Seelenschmerz. Wie übel hast du gehandelt, mir erst von ferne zu folgen und dabei der Gefahr auszusetzen zu fallen!"

Mein verleugnetes Gut! Wie rasch folgen doch die Beleidigungen vonseiten jener, die dir am teuersten sind! Jeden Schlag meines Herzens möchte ich in den deinen übergehen lassen, um die bitteres Qual zu mildern, die du erduldest. Dieser mein Herzschlag schwört dir Treue und Liebe und wiederholt tausend- und abertausendmal mit einem Schwur, dass er dich kennt. Doch dein Herz beruhigt sich noch nicht, und du schaust dich nach Petrus um. Bei deinem liebevollen, von Tränen des Schmerzes über seine Verleugnung umflorten Blick geht Petrus in sich und entfernt sich weinend. Nachdem du ihn in Sicherheit weißt, beruhigst du dich und sühnst die Vergehen der dir geweihten Seelen, besonders jener, die sich freiwillig den Gelegenheiten zur Sünde aussetzen und dabei kläglich zu Fall kommen.

Deine Feinde fahren in ihren Anklagen fort. Kaiphas, der sieht, dass niemand ihre Anschuldigungen erwidert, ruft aus: „Ich beschwöre dich bei dem lebendigen Gott, dass du uns sagest, ob du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes!" Und du, meine Liebe, die du stets das Wort der Wahrheit auf deinen Lippen hast, nimmst die majestätische und würdevolle Haltung an. Mit klarer und doch sanfter Stimme, so dass alle betroffen sind, ja selbst die bösen Geister in die ewigen Abgründe stürzen, gibst du zur Antwort: „Du hast es gesagt. Von nun an werdet ihr den Menschensohn zur Rechten der Kraft Gottes sitzen und auf den Wolken des Himmels kommen sehen", alle Völker des Erdkreises zu richten. – Bei diesen Worten herrscht tiefes Schweigen, alle erbeben vor Schrecken. Jedoch nach einigen Augenblicken gewinnt Kaiphas seine Fassung wieder. Wütender als ein wildes Tier ruft er aus: „Was brauchen wir noch Zeugen? Er hat Gott gelästert. Er ist des Todes schuldig“. Um seinen sakrilegischen Worten mehr Nachdruck zu geben, zerreißt er sein Gewand mit solcher Wucht, dass alle schreien: „Er ist des Todes schuldig, er ist des Todes schuldig!"

Die rohen Soldaten nähern sich Jesus wieder. Der eine versetzt ihm Faustschläge, der andere gibt ihm Backenstreiche. Wieder andere speien ihm ins Angesicht und geben ihm Fußtritte. Solche Qualen lassen sie dich, mein Jesus erleiden, dass die Erde erzittert und die Himmel erschüttert werden. Meine Liebe und mein Leben, wie quälen sie dich! Mein Herz ist zerrissen von Schmerz. Gestatte, Jesus, dass ich aus deinem Herzen heraustrete und an deiner Stelle diese Beschimpfungen über mich ergehen lasse. Ach, wenn es mir möglich wäre, möchte ich dich den Händen deiner Feinde entreißen. Allein du willst es nicht. So fordert es das Heil der Menschheit und ich bin gezwungen, mich zu fügen. So will ich mich in deinem Herzen verschlossen halten. Ich sehe, Kaiphas zieht sich zurück und überlässt dich den Händen der Schergen. Aber ich bete dich an, und du segne mich. Gib meiner Seele auch den Kuss der mystischen Liebe. Ich verbleibe im Feuerofen deines göttlichen Herzens, um ein wenig zu ruhen, mein Haupt an dein Herz geneigt.

 

Erwägungen und praktische Übungen.

Jesus, Kaiphas vorgestellt, wird ungerechterweise angeklagt und unerhörten Misshandlungen unterworfen. Gefragt, spricht er immer die Wahrheit.  Wenn der Herr zulässt, dass man auch uns verleumdet und ungerechterweise anklagt, suchen dann auch wir bei Gott allein unsere Zuflucht, der weiß, dass wir unschuldig sind? Oder erbetteln wir Achtung und Ehre von den Menschen? Thront auf unseren Lippen stets die Majestät der Wahrheit? Sind wir jeder Art von Verschlagenheit und Lüge abhold? Ertragen wir mit Geduld Spott und Hohn, womit uns die Menschen überschütten? Sind wir bereit, zu ihrer Rettung unser Leben hinzugeben?

Mein Jesus, wie bin ich doch so ganz anders! Verleihe mir die Gnade, dass meine Lippen stets die Wahrheit sprechen und das Schwert meines Wortes in Liebe jedes Herz verwunde, das mich anhört, um alle Menschenkinder zu dir zu führen.